Die Entwicklung des Wasserwerks der anhaltinischen Kohlenwerke "Grube Ludwig" 
bei Frose/Anhalt

Wie alles begann ...

Geschrieben ca. in den Jahren 1935 – 1940 vom Grubeninspektor Alwin Leopold

Am 15. März 1881 übernahm als ihr erstes Unternehmen die damals neugebildete Aktiengesellschaft „Anhaltinische Kohlenwerke“ den Betrieb des Braunkohlenwerkes „Zeche Anhalt“ bei Frose in Anhalt und führte ihn unter dem Namen „Grube Ludwig“ durch Erschließung neuer Felder im Tagebau weiter. Am 04. Oktober 1892 wurde mit den Aufdeckungsarbeiten eines südöstlich des Werkes gelegenen Tagebaues begonnen, in welchem die Auskohlung des freigelegten Kohlenkörpers im Jahre 1893 in die Wege geleitet wurde.

Seit Beginn der Tagebauarbeiten zeigten sich reichliche Wasserzuflüsse, die zum größten Teil von Durchbrüchen aus dem Liegenden im Südteil des Tagebaues herkamen. Ein zweiter gewählter Zustrom erfolgte, als 1904 und 1905 das zweite Flöz nach Kohle abgebohrt wurde. Beim Ansetzen eines Bohrloches von der Tagebausohle aus, brachen bei 15 m Teufe die Wasser plötzlich mit einem solchen Durchbruch, dass der Bohrer und das Gestänge herausgeschleudert wurden. Die Wasser liefen beständig artesisch aus, nachdem noch ein Rohr von 5 m Länge darauf geschraubt war.

Der oben erwähnte, am Südrande des Tagebaues aus dem Diluvium tretende Grundwasserstrom, lieferte durchschnittlich 25 Liter pro Sekunde. Der artesische Zufluss hatte eine Ergiebigkeit von 10 Liter. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, war die Grube gezwungen aus dem Tagebau täglich 3.400 Kubikmeter Wasser zu heben, das von einwandfreier, beste Beschaffenheit war und nur 19 Härtegrade nachwies und dem Seegelände in Abfluss zugeführt werden musste.

In diesen Jahren steigerte sich der Wasserverbrauch der Stadt Aschersleben einschließlich Kaliwerk derartig, dass das Ascherslebener Wasserwerk an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt und es Hauptsorge der Stadtverwaltung war, neue und gute Wasserzuflüsse zu erschließen. Die in der näheren Umgebung Aschersleben angestellten eingehenden geologischen Untersuchungen und kostspieligen Bohrungen, fanden jedoch kein brauchbares Wasser. Nur die im Tagebau Frose erschlossenen Quellen boten die Möglichkeit, die Stadt mit einem vorzüglichen Wasser ausreichend zu versorgen. Aus diesem Grunde beantragte der Magistrat Aschersleben bei der Anhaltinischen Kreisdirektion in Ballenstedt die Genehmigung zum Bau eines Pumpenwerkes, Froser Flur, welches in der Nähe des Tagebaues die Wasser der Grundströme heben und nach Aschersleben drücken sollte. Dieser Plan fand sowohl die Ablehnung der Anhaltinischen Kreisdirektion als auch der Anhaltinischen Regierung, die am 11. Oktober 1909 mitteilte, dass schwere polizeiliche Bedenken der Ausfuhr des Wassers aus Anhalt nach Preußen entgegenstünden und die Gemeinden Frose, Reinstedt und Hoym übereinstimmend Widerspruch erhoben hätten, da sie befürchteten, es könne ihnen durch das geplante Pumpenwerk das Wasser entzogen werden.

Die Stadt Aschersleben, weiter in größter Besorgnis um die Wasserversorgung ihrer Einwohnerschaft, verfolgte jedoch ihr Ziel weiter und brachte geologische Gutachten bei, die einwandfrei nachwiesen, dass keine der Einspruchsgemeinden irgendwelche Nachteile durch Verwendung des Tagebauwassers haben könnte. Als Hauptpunkte wiesen sie nach, dass die in Frage kommenden Wasser einer auf älteren Schichten lagernden, nach NW zu allmählich einfallenden Schotterstraße entstammen und dass kein Zusammenhang mit den Grundwassern der Gemeinde Frose bestehe, da diese 48 Härtegrade besitzen gegen 19 der in Frage kommenden Wasser. Andererseits aber würden die einmal durch den Grubenbetrieb erschlossenen Wasser weiterfließen, müssten zur Aufrechterhaltung des Betriebes gehobene und nutzlos zur See abgeleitet werden.

Die Verhandlungen erhielten in den Jahren 1910/1911 dadurch eine neue Grundlage, dass Aschersleben vom Bau eines eigenen Wasserwerkes absah und an die Anhaltinischen Kohlenwerke herantrat mit dem Vorschlag, dass diese in dem Tagebau ein Wasserwerk errichten sollten, um von dort aus die Wasserversorgung von Aschersleben zu übernehmen. Auch hiergegen erhob die Anhaltinische Kreisdirektion zunächst im Juni 1911 Widerspruch, der von den Anhaltinischen Kohlenwerken in Verwaltungsstreitverfahren angefochten werden musste. Schließlich kam es aber doch zu einer Einigung, nachdem die Wasserlieferung für die Orte Frose, Reinstedt, Hoym seitens der Anhaltnischen Kohlenwerke sichergestellt wurde.

Am 08. Dezember 1911 wurde, nachdem die Anhaltinische Regierung ihr Einverständnis erteilt hatte, zwischen den Kreisausschuss des Kreises Ballenstedt und den Anhaltinischen Kohlenwerken der Vertrag abgeschlossen, welcher den Bau des Wasserwerkes im Tagebau gestattete, sowie die Anlage einer Wasserleitung nach Aschersleben genehmigte. In diesem wurde gleichzeitig die Wasserversorgung der Gemeinde Frose und im gegebenen Falle auch die der Gemeinden Reinstedt und Hoym unter gewissen Bedingungen festgelegt. Der endgültige Wasserlieferungsvertrag mit der Stadt Aschersleben wurden am 18. Dezember 1911 durch Beschluss der Stadtverordneten genehmigt und bezieht sich auf eine Lieferzeit bis 31. Dezember 1936, sieht aber gleichzeitig die Weiterverlängerung vor.

Nunmehr beginnt „mit einem Gesamtkostenaufwand von einer viertel Million Mark“ der Bau des Wasserwerkes im Tagebau, das Abbohren einiger neuer Brunnen und die Legung der Wasserleitung nach Aschersleben, die gleichzeitig von beiden Seiten in Angriff genommen wird. Im Pumpenwerk, welches in den ersten Monaten des Jahres 1912 erbaut wurde, kommen zunächst 2 Kolbenpumpen mit je 1,5 Kubikmeter und einer Kreiselpumpe zu 3 Kubikmeter Leistung pro Minute zur Aufstellung und im Jahre 1915 wurde eine dritte Kolbenpumpe abgeschlossen. Den Antrieb leistete, da elektrische Stromführung noch fehlte, eine 100 Ps Wolf´sche Verbund Lokomobile, die heute noch als Reservekraftanlage dient.
Der elektrische Antrieb wurde im Frühjahr 1913 durch eine Freileitung von 25 Quadratmillimeter Querschnitt und 3000 V Spannung eingerichtet. Der Strom wird direkt von der „Concordia“ Nachterstedt bezogen, von 1926 b über eine Schaltstation auf der Grube Clara (früher Grupüe Ludwig, die seit 1913 der Concordia übergeben ist). Die Maschinenanlage finden dann noch eine Ergänzung durch die weitere Aufstellung einer zweiten Kreiselpumpe von einer Leistung von 180 Kubikmeter pro Stunde welche durch einen 75 Ps Elektromotor angetrieben wird und ausschließlich zum Füllen der Wasserzüge mit Rohwasser für die Station Güsten dient. Im Jahre 1929 wurde dann noch als Reserve eine neue Kreiselpumpe mit einer stündlichen Leistung von 150 Kubikmetern eingebaut, die ihren Antrieb durch einen Bergmann Drehstrommotor von 120 Ps erhält.

Der im Laufe der Jahre eingetretene Mehrbedarf an Wasser, bedingte die Anlage neuer Angriffspunkte für die Saugleitung. So wurde im Jahre 1926 gleich ein, 1928 gleich zwei und im Jahre 1929 noch ein Filterbrunnen erbaut. Dieselbe wurde durch die 4 – 6 Meter starke wasserführende Quarzschicht mit einem Durchmesser von ca. 1 Meter bis zur Quarzschichtsohle gebohrt, worauf die Einsetzung eines Filters (Filterrohr = 400 mm Querschnitt) und die Auffüllung mit Filterkies erfolgte. Den oberen Anschluss bildete ein starkes Schutzbassin aus Beton mit einem Dichtendurchmesser von 1,5 Meter.

Diese Brunnen können beliebig abgesaugt werden, entweder kann man nur aus dem Brunnen oder nur aus dem Bassin, oder aber aus den Brunnen und Bassin zu gleicher Zeit pumpe, die dem Bassin zufließenden Wasser entstammen dem ersten erbauten Brunnen an der südlichen Böschung des Tagebaues.

Etwa 10 Meter über dem an der südlichen Böschung liegenden Sammelbrunnen treten aus der Böschung Wasser aus, die dem Tagebau frei zufließen und dort in einem Teich gesammelt werden. Dieser wird außerdem noch durch Wasser aus den Liegenden, aus einer alten Strecke und Niederschlagswasser gespeist. Der Wert dieser sogenannten Rohwasser, wurde sehr bald von der Reichsbahn erkannt, die nicht in Aschersleben, sondern auch in der weiteren Umgebung kein geeignetes Wasser für die Speisung ihrer Lokomotiven finden kann. Durch eine besondere Leitung von 275 mm Querschnitt wird das Rohwasser durch 2 Zentrifugalpumpen von je 180 Kubikmeter Stundenleistung einer Speisestation am Rande des Tagebaus zugedrückt. Hierher kommen täglich 2 mal lang Wasserzüge, die das Wasser nach dem Bahnhof Güsten schaffen, wo es zur Lokomotivspeisung Verwendung findet.

Mit Trinkwasser versorgte das Wasserwerk zur Zeit die Stadt Aschersleben, sowie die Gemeinde Frose und Königsaue und belieferte auch durch besondere Leitungen (bereits seit dem Jahre 1898 durch die Grube Ludwig eingerichtet) die Station Aschersleben. Die Wasserzuführung zu den einzelnen Endstellen ist folgendermaßen durchgeführt. Das Wasserwerk im Tagebau verlassen eine Reinwasserleitung und eine Rohwasserleitung als Flanschenrohre von je 275 mm Querschnitt auf Betonblöcken in Richtung der Ostecke des Tagebaues und ersteigen oberirdisch dessen Böschung. Die Rohwasserleistung strebt auf der Höhe der Wasserabgabestelle für den Wasserzug zu. Von der Reinwasserdruckleitung zweigt kurz nach ihrem Aufstieg der Froser Anschluss mit 80 mm Querschnitt ab, desgleichen die 5 km lange 100 mm Querschnittleitung nach Königsaue. Nahe des Bahnüber-weges der Kreisstraße Frose - Hoym ist der Anschluss der Reichsbahn für Aschersleben (150 mm Querschnitt) auf der Kreisstraße selbst der eingebaute Abgangsstutzen für Hoym (125 mm Querschnitt). Die Rohrleitung, Muffenstahlrohre von 275 mm Querschnitt, nach Aschersleben, folgt dem Bahnkörper auf seiner Südseite bis zur Straße Frose – Reinstedt, benutzt diese bis zum Massenkuhlenweg, erreicht auf diesem bis über den Grenz-Landgraben die Kreisstraße Aschersleben - Hoym, um von dieser in ca. 1.400 m Entfernung von der Stadt Aschersleben in gerader Fluchtlinie zum Bassin auf der Alten Burg rechts abzubiegen und endigt hier mit einer Gesamtlänge von 7,8 km.

Das Wasser wird mit einem Druck von 9-12 Atmosphären nach Aschersleben gedrückt. So ist aus kleinen Anfängen in dem früheren Tagebau Frose ein Wasserwerk entstanden, dass für die ganze dortige Gegend von großer Bedeutung ist. Die Errichtung des Wasserwerks der Grube Ludwig der Anhaltinischen Kohlenwerke hat sich in den zurückliegenden Jahren voll bewährt und seine Anschlussgemeinden und Einrichtungen gut und ausreichend dienen können. Betriebsunfälle und Betriebsstörungen sind in den zurückliegenden Jahren nicht eingetreten.

Dem Werk weiter ein GLÜCK AUF

 

(Literatur aus dem Archiv Aschersleben)
 

 

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